Fliegenpilze in unserem Garten

Streiten ist anstrengend – und überflüssig! Es macht schlicht keinen Sinn miteinander zu streiten. Jeder Streit entfremdet uns voneinander und macht es schwerer, eine gemeinsame Basis für konstruktive Lösungen zu finden. Dass es möglich ist, einfach mit Streiten aufzuhören, ist eine der wunderbaren Lektionen aus dem Leben mit meinen Kindern.

Ich kenne nur wenige Eltern, die sich mit ihren eigenen Eltern in Erziehungsfragen einig sind. Wieviel Süßes darf die Kleine schon? Soll sie der Oma ein Küsschen oder Opa die Hand geben, auch wenn sie das gar nicht mag? Wie viele Regeln braucht ein Kind und wie konsequent sollten Eltern sein? Soll man Talente der Kinder fördern oder sich entfalten lassen? Reichlich Stoff für Konflikte…

Manchmal stellen sich diese Fragen auch zwischen Eltern? Ist Zähneputzen wichtiger als ein ruhiger Verlauf des Abendrituals? Welche Impfung ist sinnvoll? Wann wird es Zeit für mehr Selbständigkeit beim Schlafen, Essen, Anziehen…? Bei all diesen Fragen sind die sachlichen Argumente aus meiner Sicht zweitrangig. Was hilft es mir, meine Wahrheit durchzusetzen, wenn wir anschließend nicht mehr miteinander sprechen können?

Niemand möchte belehrt werden

Weder Großeltern noch Eltern wollen gerne belehrt werden, wenn es um Erziehung geht. Es ist einfach zu persönlich! Als Eltern gehen wir eine enge Bindung mit unseren Kindern ein. Läuft in dieser Beziehung etwas „falsch“, ist immer auch unser Selbstbild und unser Selbstbewusstsein infrage gestellt. Emotional gehen unsere Alarmglocken an und unser Gehirn schaltet auf Verteidigungsmodus. Darunter leidet zuallererst unser Einfühlungsvermögen. Und deshalb brauchen wir bei der Erziehung unserer Kinder immer „Verbündete“, also Menschen, die uns auch zur Seite stehen, wenn es nicht so läuft wie geplant. Und die uns dann nicht mit Ratschlägen versorgen, sondern mit Verständnis und Mitgefühl.

Was ist meine Motivation?

„Möchte ich Recht haben oder möchte ich Dich und Deine Beweggründe verstehen?“ ist aus meiner Sicht die entscheidende Frage bei Meinungsverschiedenheiten. Beides gleichzeitig geht nicht! Glücklicherweise haben Kinder von Natur aus zwei Elternteile, die unterschiedliche Sichtweisen auf die Welt aus Ihren Herkunftsfamilien mitbringen.

Kinder lernen durch ihre Eltern, Großeltern, Nachbarn, Erzieher von Anfang an, dass es nicht nur eine Art und Weise gibt, in der Welt zu sein. Alle diese Menschen sind verschieden, haben unterschiedliche Vorlieben und Abneigungen, verhalten sich vielfältig und finden zahlreiche Werte wichtig. Wie gehen wir nun mit diesen Unterschieden um?

Annahme, Liebe und Vertrauen sind die beste Nahrung

Mit meinen Kindern und meiner Frau habe ich gelernt, unsere ganz unterschiedlichen Perspektiven und Entscheidungen als Bereicherung zu sehen und wertzuschätzen. Mit den Jahren wurde meine Neugier darauf immer größer, wie sie oder wir eine schwierige Situation lösen, und mein Drang über meine Familie zu bestimmen verschwand schließlich ganz. Und faszinierenderweise wurde unser Kontakt und Austausch dadurch nicht weniger, sondern intensiver.

Schließlich will ich kein unbeteiligter Beobachter, sondern interessierter Begleiter und Unterstützer sein. Wichtig ist dafür dreierlei: Ihre Fragen und Anliegen aktiv wirklich hören und verstehen zu wollen, meine Meinung und Erfahrung wenn gewünscht klar zu äußern und bei Entscheidungen zu bedenken, wer die Entscheidung trifft, wer sie ausführt und wer die Konsequenzen trägt. Im besten Fall stimmen die drei Antworten überein.

Mein Fazit:
Streit ist weder notwendig noch hilfreich. Eine gute Selbstwahrnehmung, klare Formulierungen und einfühlsames Zuhören fördern das gegenseitige Verständnis und erleichtern es allen Beteiligten, gemeinsame Entscheidungen zu finden und Verantwortung für die Folgen zu übernehmen.

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